Leak Stereo 230 im Test: Zurück in die Zukunft (2024)

In Kürze
Der Retro-Charme trügt nicht – hinter der gekonnt gestylten Sixties-Fassade des Leak Stereo 230 steckt ein sorgfältig entwickelter, sehr schön klingender und mit modernem DAC ausgestatteter Vollverstärker.

Vorteile

  • Emotionaler Klang
  • Hochwertiger D/A-Wandler integriert
  • Feine Verarbeitung, edles Finish

Nachteile

  • Dynamisch eher zurückhaltend
  • Ungenau rastender Eingangswahlschalter

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Der Leak Stereo 230 wirkt auf den ersten Blick, wie aus der Zeit gefallen. Klar: Wer sich im Wohnzimmer mit Möbeldesign aus den 50er- und 60er-Jahren umgibt, will eine optisch passende Anlage haben. Aber auch losgelöst vom sonstigen Einrichtungskonzept hat der Vintage-Look seinen Reiz: Da werden die goldenen Jahre der High Fidelity zitiert, als Verstärker, Plattenspieler und Lautsprecher noch Statussymbole waren, die der kultivierte Haushalt stolz präsentierte. Die Retro-Welle hat längst auch HiFi erfasst.

Den Leak Stereo 230 findest du hier in zwei Ausführungen:

Das Erbe der 60er

Einen Leak Stereo 30 zum Beispiel leisteten sich in den 60er-Jahren nur wohlhabende Musikfreunde. Mit 1.000 DM kostete er ein Fünftel eines nagelneuen VW Käfer und war somit für damalige Verhältnisse absolutes High End. Der Name des Stereo 30 leitete sich aus seiner Leistung ab: 15 Watt pro Kanal stellte er bereit. Das war für ein Gerät dieser Größe viel – und verweist auf eine technologische Neuerung: Mitte der 60er steckte nicht nur die Stereophonie noch in den Kinderschuhen. Der Stereo 30 gehörte auch zu den ersten volltransistorisierten HiFi-Verstärkern.

Bis heute ist der Stereo 30 eine Technik-Ikone und markiert den Beginn von HiFi-Stereo, wie wir es heute kennen. Dennoch machte Leak bereits 1979 zu. Um 2020 – nun als Teil der Vintage-begeisterten International Audio Group – wieder aufzuerstehen. Der neue Leak Stereo 230 sieht dem berühmten Vorfahren zum Verwechseln ähnlich – erst recht im schönen Walnussgehäuse, das 200 Euro Aufpreis kostet. Intern jedoch ist der 230 ein hochmoderner Verstärker mit Phono-Eingang, Kopfhörerverstärker und einer topaktuellen Digitalabteilung. Beibehalten haben seine Schöpfer die Namensgebung: 230 steht für 2x 115 Watt an vier Ohm. Also reichlich Power für einen überzeugenden Hörtest. Leak ist übrigens nicht die einzige Marke, die auf moderne Technik im Retro-Gehäuse setzt. Der NAD C 3050 bedient mit seiner Walnuss-Optik einen ähnlichen Geschmack.

Leak Stereo 230 im Hörtest: Ein Hauch von Vintage-Sound

Gut, dass man nicht versucht hat, den Stereo 230 mit 115 Watt pro Kanal so klingen zu lassen wie seinen Urahnen vor 50 Jahren mit 15 Watt. Der neue Leak klingt in allererster Linie wie ein guter, neutraler und kräftiger Vollverstärker der 2020er-Jahre. Und doch spüren wir im Hörtest, dass dem Entwicklerteam das historische Vorbild dieses Amps vertraut sein muss.

Im Vergleich zum Musical Fidelity M3si, der in dieser Preisklasse eine Art Standard setzt, zeigt der Leak durchaus eigenständigen Charakter. Auf Norman f*cking Rockwell von Lana Del Rey gibt es ein Stück, das mit entferntem Gesang beginnt, der aus der Tiefe des Raums zum Hörplatz zu wehen scheint. Diese Vocals, ihre Platzierung weit hinter der linken Box und ihre Artikulation übermittelt der Stereo 230 deutlich und stabil, zugleich aber mit weichem Schmelz.

Generell fällt im Verlauf des Hörtests auf, dass der Leak eine besondere Vorliebe für kleinere Besetzungen und leisere Töne hat. Dann beginnt er zu zaubern, gibt Stimmen berührende Substanz und dem Stereobild eine reizvolle Raumtiefe. Andererseits fällt mit jeder neuen Platte oder Datei auf, dass der Leak dabei auch seine eigene Handschrift in der Musik hinterlässt.

Man könnte es als vornehme Blässe bezeichnen: eine gewisse Mattigkeit in den Mitten und unteren Höhen, die schrille Aufnahmen etwas angenehmer machen kann. Bei wirklich guten Produktionen vermisst man dafür etwas Tempo und Attacke. Am besten harmoniert dieses Voicing mit dem integrierten DAC, der enorm präzise und farbenreich arbeitet. Per USB vom MacBook Pro gefüttert, spielt der Leak in absoluter Topform, klingt griffig, saftig und geschmeidig.

Bass und Dynamik wirken leicht gebremst

Aber auch über den USB-Digitaleingang wirkt der Leak neben dem Musical Fidelity merklich zurückhaltender im Bass. Der Tiefton des Stereo 230 klingt an unseren Tannoy-Monitoren weder so ausgedehnt, noch so rhythmisch zwingend, wie das der M3si vormacht. Bei höheren Pegeln verliert der Leak auch irgendwann seinen edlen Mittelton-Liebreiz. Jeder Amp hat natürlich Leistungsgrenzen. Wie sich ein Verstärker diesen annähert, macht den Unterschied – mehr als die genaue Wattzahl, bei der sie erreicht sind.

Der Leak zeigt hier eine in unseren Ohren „altmodische“ Herangehensweise: Er wird schon deutlich vor seinem Limit klanglich weicher, diffuser. Das hörst du schon bei (deutlich) gehobener Zimmerlautstärke in dynamischen Passagen, nicht erst bei Party-Punkpegeln. Und man kann das durchaus gut finden, weil es an den gemütlichen Klang von früher erinnert.

An den Analogeingängen wirkt der Leak-Charakter noch etwas ausgeprägter – insbesondere am MM-Phono-Input. Der klingt zwar noch etwas matter, ansonsten aber richtig gut und vor allem mustergültig rauscharm. Idealbesetzung an diesem Eingang wäre ein etwas lauteres, brillant-präzises MM-System, etwa ein Audio-Technica VM540ML. So ausgestattet, spielt unser Rega Planar 2 am Leak tonal vergleichbar mit dem internen DAC, aber natürlich mit den analogtypischen Vor- und auch Nachteilen.

Wenn du wissen willst, wie der Leak Stereo 230 im Vergleich mit anderen von uns getesteten HiFi-Verstärkern abschneidet, wirf doch einen Blick in unsere Bestenliste:

Leak Stereo 230: Technischer Aufbau und Praxis

Unser Testgerät kam im optionalen, sauber nussbaumfurnierten Holzgehäuse, das äußerst passgenau sitzt und im richtigen Ambiente umwerfend aussieht. Gittereinsätze auf der Ober- und Unterseite öffnen der Kühlluft einen effizienten, konvektionsgetriebenen Weg durchs Gerät, entlang an einem massiven Alu-Kühlprofil, das die Leistungsbauteile der Endstufe trägt. Nach genauerem Hinschauen wird uns auch klar, woher uns der dynamisch etwas weiche Sound mit dem breiten, soft einsetzenden Grenzbereich so bekannt vorkam: Der Leistungsverstärker basiert auf Chip-Endstufen des Typs TDA7293.

Auf wahren IC-Arbeitstieren also, die wir in zahllosen AV-Receivern und Komplettsystemen, aber auch so manchem audiophilen Kleinverstärker gehört haben. Und die auch zum Beispiel Linn eine Zeitlang ausgiebig verwendete. Für einen aktuellen Verstärker der Leak-Preiskategorie ist das jetzt nicht wirklich aufregend, kann aber gute Ergebnisse bringen. Vor allem dann, wenn man wie Leak zwei TDAs je Kanal parallel einspannt, um deren Stromlieferfähigkeit zu erhöhen.

Strom bezieht die Endstufe wie auch die restlichen Baugruppen aus einem wuchtigen Ringkerntrafo, der entscheidend zu den 12,7 Kilo Startgewicht des Verstärkers beiträgt. Stabile, isolierte Schraubklemmen für ein Paar Lautsprecher dominieren das Anschlussfeld am Heck. An den dort befindlichen Eingängen spiegelt sich der interne Aufbau des Leak Stereo 230 wider.

Es gibt zwei Anschlussbereiche: Von vorn betrachtet rechts gruppieren sich die analogen Schnittstellen mit zwei Hochpegel- und einem Phono-Eingang sowie einem Pre Out zum Anschluss separater Endstufen oder eines Subwoofers. Der Phono-Eingang basiert auf zwei OP-Amp-ICs, deren erstes in JFET-Technik arbeitet. Mitunter klingt das in Beschreibungen so, als seien da einzelne JFETs verbaut – das ist hier aber nicht der Fall und findet sich eher in separaten Phono-Vorverstärkern.

USB-Anschluss für Computer-Audiophile

Auf der anderen Seite – von vorn gesehen der linken – gruppieren sich am Heck die digitalen Anschlüsse. Hinter der Rückwand münden sie allesamt auf einer Extraplatine, die Huckepack auf dem Mainboard steht. Neben Koax- und optischem Eingang stehen auch HDMI-ARC und ein asynchroner USB-A-Input neuester Spezifikation bereit. HDMI verbindet sich hochkomfortabel mit deinem Fernseher, übernimmt dessen Stereoton und gleich auch noch diverse Steuerbefehle. So schaltet sich der Leak automatisch zusammen mit dem TV ein, wechselt den Eingang zu HDMI und gehorcht den Volume-Tasten auf deiner TV-Fernbedienung.

Der USB-Port ist das Tor zum bestmöglichen Klang mit dem Leak Series 230. Das liegt an dem asynchronen und damit inhärent taktstabilen Datentransfer, der darüber vom Rechner oder einer Streaming-Bridge aus möglich ist. Auch lassen sich per USB die mit Abstand höchsten Auflösungen übertragen: bis zu 768 kHz Abtastrate und 32 Bit Wortbreite bei PCM-Signalen.

Alternativ nimmt der USB-Eingang auch DSD-Streams mit bis zu 22,6 Megahertz Taktrate an – auch als DSD512 bekannt. Nicht dass es solche Ultra-Highres-Files an jeder Ecke zum Download gäbe: Kommerziell wirklich genutztes Highres endet spätestens bei PCM 24/192 und DSD128. Aber man kann ja nie wissen, was einem im Netz so alles ins selbige geht.

Moderner „Sabre“-DAC-Chip – sogar das Topmodell

Gewandelt wird das digitale Material von einem der feinsten D/A-Wandler, die man momentan bekommen kann: dem ESS9038, einem 32-Bitler mit nativer DSD-Unterstützung und einer hochwirksamen Jitter-Unterdrückungsschaltung. Damit sollte die Taktstabilität des Zuspielers eigentlich egal sein – solange sie nicht so schlecht ist, dass der Puffer leerläuft und es zu Dropouts kommt. Interessanterweise ändert das nichts daran, dass wir USB den anderen Dateneingängen klanglich vorziehen. Wobei die DAC-Feinheiten in diesem Verstärker ohnehin nur homöopathisch auf den Klang wirken.

Um das Maß vollzumachen, ist der Leak-Wandler mit vollwertigem MQA-Decoding ausgestattet. Entsprechende Streams kann er auf ihre volle Auflösung auseinanderfalten. Das vom Lizenzgeber MQA verlangte Bestätigungslämpchen haben die Entwickler diskret in den LED-Kranz des Eingangswahlschalters integriert. Mit MQA wechselt die Farbe an der „USB“-Position von Bernstein auf Grün. Bei „MQA Studio“-Files, die (angeblich jedenfalls) vom Masteringingenieur persönlich zertifiziert worden sind, schaltet die LED gar auf angemessenes Königsblau um.

Ganz links am Eingangswähler kommt dann noch Bluetooth hinzu – natürlich in aptX-Qualität, einem höherauflösenden Bluetooth Codec, auch wenn er immer noch nicht an CD-Qualität herankommt. Macht zusammen immerhin acht Eingänge. Die man wegen des nur undeutlich einrastenden Drehschalters nicht immer auf Anhieb richtig trifft. Alternativ geht die Programmwahl auch per Fernbedienung. Nur für Balance- und Toneinstellungen musst du dich definitiv zum Gerät bemühen.

Und eventuell auch, um Kopfhörer einzustecken. Mit denen hat uns der Leak Stereo 230 richtig Spaß gemacht. Sein Kopfhörer-Verstärker ist niederohmig genug für stromhungrige Magnetostaten, treibt am anderen Ende der Skala aber auch spannungsgierige 600-Ohm-Beyerdynamics wie unseren Beyerdynamic DT 990 Pro lässig und ausgewogen an.

Unser Fazit zum Leak Stereo 230

Manche Verstärker klingen stärker, als die Leistungsangaben vermuten lassen. Der Leak gehört nicht dazu: Er spielt fast ein bisschen schüchtern und klingt dann am besten, wenn er nur einen kleinen Teil seiner Reserven nutzen muss. Also an Boxen mit etwas höherem Wirkungsgrad. Gut, dass es genau die inzwischen wieder in guter Auswahl gibt, auch und gerade in passendem Design.

Denn der Stereo 230 hat einen so perfekt ausgeführten Sixties-Retrolook, dass es schade wäre, ihm nicht ein passendes Umfeld zu gönnen. Gar nicht retro ist die D/A-Wandlerabteilung mit HDMI und USB, die selbst verwöhnte Digital-Audiophile ins Schwärmen versetzt.

Aktuelle Angebote für den Leak Stereo 230:

Technische Daten
Leistung 2x 75W (8 Ohm), 2x 115W (4 Ohm)
Eingänge 2x Line Cinch, 1x Phono MM, 1x digital USB-B, 1x digital Koax, 1x digital optisch, 1x HDMI-ARC
Audio-Ausgänge 1 Paar Lautsprecher, Pre Out, Kopfhörer 6,3mm
Quellen kabellos Bluetooth aptX
Netzwerk
Gehäuse-Ausführungen Silber, Walnuss
Abmessungen (BxHxT) 328 x 147 x 414 mm
Gewicht 11,1 kg (Walnuss 12,7 kg)
Mitgeliefertes Zubehör Fernbedienung
Preis 1.299 Euro (+ 200 Euro für Walnuss-Furnier)

Es soll doch ein Streaming-Amp sein? Dann wirf einen Blick auf unsere Bestenliste der besten Streaming-Verstärker:

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Weiterführende Links:

  1. Die besten HiFi-Verstärker
  2. NAD C 3050 im Test: Moderner Vollverstärker im Retro-Look
  3. Cambridge Audio CXA81 im Test: Straffer Sound, schön verpackt
  4. Musical Fidelity M3si im Test: Fein, kraftvoll und natürlich
Leak Stereo 230 im Test: Zurück in die Zukunft (2024)

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