Die Okklusion (engl.: occlusion) bezeichnet den Kontakt der Zähne des Ober- und Unterkiefers. Obwohl sich die Zähne im Verlaufe des Tages nur über einen kurzen Zeitraum von wenigen Minuten berühren, ist die Okklusion in der Zahnmedizin ein wichtiges Thema.
Wofür steht die Okklusion in der Zahnmedizin?
Befindet sich der Unterkiefer in entspannter Ruhelage, ist kein Kontakt zwischen den Zähnen des Ober- und Unterkiefers vorhanden.
In diesem Zustand liegt der Abstand der oberen und unteren Zahnreihe im gesunden Gebiss bei 2 - 4 Millimetern. Auch beim Kauen findet kein Zahnkontakt statt, da in diesem Fall die Nahrung einen natürlichen Abstand gewährleistet. Nur Minuten pro Tag kommt es bei einer normalen, sogenannten harmonischen, Okklusion zur Berührung der Zähne. Eine Ausnahme bilden nervöse Symptome, die zu Verspannungen der Kiefermuskulatur oder nächtlichem Zähneknirschen führen. In diesen Fällen kommt es zu vermehrten Zahnkontakten.
Trotz der im Normalfall geringen Zahnkontakte nimmt die Okklusion eine bedeutende Stellung in der Zahnmedizin ein. Okklusionsanomalien, also von als normal definierten Zahnkontakten abweichende Kontakte, bilden die Ursache für unterschiedliche Funktionsstörungen des Kausystems und damit einhergehenden Beschwerdebildern.
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Welche Arten der Okklusion gibt es?
Früher wurde die Meinung vertreten, dass der sogenannte Schlussbiss aussagekräftige Informationen liefert. Dabei wurden ausschließlich die Zahnkontakte beim bewussten Aufeinander beißen der Zähne kontrolliert und ausgewertet. Neueste Erkenntnisse zeigen, dass die Okklusion aus mehreren Blickwinkeln betrachtet werden muss, um aufschlussreiche Informationen zu gewinnen, da eine reine Kontrolle durch den Schlussbiss nicht ausreicht.
- Statische Okklusion - Zahnkontakte (Okklusionspunkt) während sich der Unterkiefer im Ruhezustand befindet
- Dynamische Okklusion - Zahnkontakte (Okklusionspunkt), die sich aus der Bewegung des Unterkiefers ergeben
Im Rahmen der statischen und dynamischen Okklusion werden noch weitere Okklusionsarten im Detail betrachtet, um eventuelle Anomalien zu erkennen und Rückschlüsse auf vorhandene Beschwerdebilder zu ziehen.
- Die habituelle Okklusion bezeichnet die vom Patienten im Normalfall eingenommene Schlussbissstellung der Zähne bei bewegungslosem Unterkiefer.
- Die zentrische Okklusion betrachtet im Rahmen der statischen Okklusion die Anzahl der Zahnkontakte. Im Idealfall nimmt das Kiefergelenk dabei eine zentrierte Position ein.
- Die Führung der Frontzähne im Rahmen der dynamischen Okklusion informiert über die Kontaktpunkte der Frontzähne bei bewegtem Unterkiefer.
- Die dynamische Okklusion der Eckzahnführung betrachtet die Kontaktpunkte der Eckzähne des Ober- und Unterkiefers in der Bewegung.
- Die Gruppenführung definiert die dynamische Okklusion mehrerer Zähne im Rahmen der Bewegung des Unterkiefers auf der Laterotrusionsseite. Die Laterotrusionsseite (Arbeitsseite) bezeichnet die Seite des Kiefergelenks, von der sich der Unterkiefer wegbewegt.
Wie werden die Arten der Okklusion jeweils festgestellt?
Um die Zahnkontakte (Okklusionspunkt) eines Gebisses sichtbar zu machen, verwendet der Zahnarzt oder Zahntechniker eine Okklusionsfolie. Dabei handelt es sich um eine mit Farbe beschichtete Folie. Beißt der Patient auf die Folie, werden während dieses Vorgangs die Zahnkontaktpunkte (oft die Höcker eines Backenzahns) eingefärbt.
Anhand der Einfärbungen macht der Zahnarzt oder Zahntechniker jeden Okklusionspunkt sichtbar und stellt die genaue Okklusion eines Zahnes oder des gesamten Gebisses fest. Durch diese Vorgehensweise ist es dem Zahnarzt möglich, neu angefertigte Füllungen ideal an den gegenüberliegenden Zahn anzupassen oder Zahnfehlstellungen zu erkennen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Dies kann eine einfache Anpassung der Oberfläche eines Backenzahns sein oder eine kieferorthopädische Maßnahme.
Wie lange dauert die Einstellung der Bissart bei Okklusionsstörung?
Es gibt mehrere Ursachen für Okklusionsanomalien, die entsprechend ihrer Auswirkungen auf das Gebiss und den Organismus eine Behandlung benötigen. Eine Therapie ist nötig, wenn eine Überbelastung des Kausystems vorliegt oder die Anomalie Schädigungen der Zahnsubstanz nach sich zieht. Die Einstellung dauert im Regelfall eine Sitzung beim Zahnarzt. Abhängig davon, ob ein Zahn beschliffen oder aufgebaut wird - oder zusätzliche Maßnahmen (bearbeiten der Zahnoberflächen) erforderlich sind. Ist eine kieferorthopädische Therapie zur Behebung nötig, nimmt die Optimierung der Okklusion einen längeren Zeitraum von bis zu zwei Jahren in Anspruch.
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Wann spricht man von einer Okklusionsanomalie?
Von einer Okklusionsanomalie spricht man dann, wenn die statische und dynamische Okklusion nicht die Vorgaben einer harmonischen Okklusion erfüllt. Eine harmonische Okklusion ist dann gegeben, wenn die Seitenzähne perfekt abgestützt sind.
Präsentiert sich die Eckzahnführung steil nach oben, ist eine gleichmäßige Führung der Frontzähne gegeben. Ergänzt werden diese Merkmale durch eine stabile seitengleiche Position des Kiefergelenks, das beim bewussten Zusammenbiss der Zähne zentriert ist.
Auch Karies und Parodontitis können zu Okklusionsanomalien führen. Der regelmäßige Besuch beim Zahnarzt ist bei diesem Thema ein wichtiger präventiver Schritt.
Welche Okklusionsstörungen gibt es?
Weicht die Verzahnung der Zähne von dem harmonischen Ideal ab, führt dies zu unterschiedlichen Störungen, die sich in nachfolgend angeführten Beschwerdebildern äußern.
- Verlust der Zahnhartsubstanz und Verkürzung der Zähne durch zu frühen Zahnkontakt
- Kaufunktionsstörungen
- Körperfehlhaltungen
Vor allem Kaufunktionsstörungen und Körperfehlhaltung äußern sich in Form sogenannter CMD-Beschwerden. CMD, Cranio Mandibuläre Dysfunktion, beschreibt ein Missverhältnis zwischen Schädel und Unterkiefer (Mandibula). Die Beschwerden bei einer CMD äußern sich auf vielfältige Art. Dazu zählen unter anderem Schmerzen im Seitenzahnbereich oder im Kiefergelenk. Langjährig unbehandelte Okklusionsanomalien führen zu Verspannungen im Hals-, Schulter- und Nackenbereich mit weiteren Beschwerdebildern.
Welche unterschiedlichen Bissarten kennt die Zahnmedizin?
Die Zahnmedizin kennt mehrere Bissarten. Die Therapie steht in Abhängigkeit zur Ausprägung des Fehlbisses und negativer Auswirkungen auf das Kausystem und die Zähne.
Was bedeutet Mesail?
Hier handelt es sich um eine Fehlentwicklung von Ober- und Unterkiefer. Abhängig davon, ob nur ein Kiefer oder Unter- und Oberkiefer betroffen sind, spricht man von einer einseitigen oder zweiseitigen Fehlstellung. Typisch ist der über den Oberkiefer hinausragende Unterkiefer.
Distalbiss
Beim Distalbiss liegt der Unterkiefer hinter dem Oberkiefer, während die Schneidezähne über die Frontzähne des Unterkiefers ragen. Die distale (hinterer Zahnbogen) Okklusion ist bei diesem Biss in vielen Fällen gewährleistet. Ist dies nicht der Fall, spricht die Zahnmedizin von einem Fehlbiss.
Kreuzbiss (auch schiefer Biss genannt)
Es wird zwischen frontalem und seitlichem Kreuzbiss unterschieden. Beim frontalen Kreuzbiss stehen die unteren Schneidezähne durch ein gehemmtes Wachstum des Oberkiefers über die oberen Schneidezähne. Der seitliche Kreuzbiss zeigt sich durch seitlich nach außen versetzte Zähne des Unterkiefers, wodurch ein normaler Zahnkontakt (Okklusion) verhindert wird.
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Letzte Aktualisierung dieser Seite am 04.05.2022 von Autor und Zahnarzt für Oralchirurgie Dr. med. dent. Frank Seidel.
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